Weniger ist mehr: 25 Hektar sind genug!

Der Entwurf des Regionalplans OWL sieht für die Gemeinde Leopoldshöhe eine Fläche von 119 Hektar für die Siedlungsentwicklung vor. Das ist ein Zuwachs von ca. 14 Prozent an Siedlungs- und Verkehrsfläche in den nächsten 20 Jahren. Der größte Teil davon ist mit 103 Hektar für Wohnungsbau vorgesehen.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat das Ziel, den Flächenverbrauch auf 5 ha pro Tag zu begrenzen, 2018 aus dem Landesentwicklungsplan (LEP) gestrichen. Und so weist auch die Regionalplanung für OWL erneut große Siedlungsflächen für Wohnen aus, ohne die vielfältigen Möglichkeiten zum Flächensparen konsequent auszunutzen.

Wir Grünen halten am 5-Hektar-Ziel fest! Wir wollen eine behutsame Ortsentwicklung mit so wenig Flächenverbrauch wie möglich. Daher werden wir dem Beschlussvorschlag der Verwaltung nicht folgen und die Reduzierung des Kontingents auf 25 Hektar fordern.

Jetzt ist Zeit zu handeln und nachhaltig zu planen, um der Klimaerhitzung Einhalt zu gebieten.

Falsche Flächenpolitik: Der zugebaute Norden | NDR.de 19. Januar 2021

Klimawandel! War da was?

Der Boden ist der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Wird er versiegelt, trägt das zum Klimawandel bei: 

  • Der Boden ist ein nicht vermehrbares Gut, seine Überbauung und Versiegelung ist in der Regel ein nicht umkehrbarer Prozess, der mit der Zerstörung des Bodens einhergeht.
  • Böden sind der wichtigste Produktionsfaktor für die Landwirtschaft. Nur 11 Prozent der Erdoberfläche sind ackerfähige Böden.
  • Natürliche Böden haben zahlreiche Speicher- Puffer- und Filterfunktionen im Ökosystem.
  • Freiflächen dienen dem Erhalt der Trinkwasserreserven und dem Hochwasserschutz.
  • Natürliche und naturnahe Flächen sind notwendige Lebensräume für Flora und Fauna und erhalten die biologische Vielfalt.
  • Für das menschliche Wohnbefinden sind Naturerfahrungen elementar.
  • Gewässer, Straßenbegleitbäume, Grünflächen und Parks haben im Innen- und Außenbereich der Siedlungsgebiete schaffen ein angenehmes Mikroklima und verhindern Überhitzung und schlechte Luft.

Für das Bauen werden achtlos unnötig große Mengen Primärrohstoffe und Energie verbraucht und Treibhausgase ausgestoßen. Global denken, lokal handeln:

  • Die Herstellung von Baumaterialien für Gebäude ist heute für elf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
  • Gut vier Milliarden Tonnen Zement werden weltweit im Jahr hergestellt. Dabei entsteht viel Kohlendioxid: 2,8 Milliarden Tonnen, rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 
  • Bei einem typischen Neubau sind heute schon 50 Prozent des Energieverbrauchs und – unter Berücksichtigung der geplanten Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien – 80 Prozent der Treibhausgasemissionen entstanden, noch bevor die ersten Bewohner eingezogen sind.
  • Im globalen Norden fallen bei der Herstellung von Baustoffen und Errichtung von Bauwerken auf jeden Menschen rund 50 Tonnen Treibhausgasemissionen an. Das entspricht den Emissionen, die wir pro Kopf für 25 Jahre nachhaltiges, klimagerechtes Leben zur Verfügung haben.
  • Weltweit gut 70 Prozent aller nicht fossilen Rohstoffe, die wir der Erde entnehmen, werden für das Bauen verwendet. So gut wie nichts davon kommt ein zweites Mal für die Errichtung von Gebäuden zum Einsatz. In Deutschland machen Bauabfälle die Hälfte des Abfallaufkommens aus. Wertvolle Ressourcen werden entwertet.

Flächensparen in Leopoldshöhe

Das Kontingent von 103 ha für Wohnbebauung ist im Regionalplan rein statistisch aus der bisherigen Bevölkerungsentwicklung (überwiegend durch Zuzug, nicht durch Geburten!) abgeleitet und wird mit 13 Prozent Zuwachs bis 2035 in die Zukunft verlängert. Das führt zu einem erheblichen Flächenverbrauch, den wir nicht wollen.

Wir würden den Spieß umdrehen und fragen, wieviel Zuwachs wir der vorhandenen Infrastruktur zumuten können. Die Bertelsmann Stiftung kommt im Wegweiser Kommune anders als IT.NRW auf einen Bevölkerungsrückgang um 3,8 Prozent bis 2013. Daraus ergibt sich dann für uns GRÜNE die Größenordnung einer zukünftigen Ortsentwicklung.

  • Leopoldshöhe verfügt über hochwertige Böden, die für unsere Landwirtschaft der wichtigste Grundlage für die Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln sowie von nachwachsenden Rohstoffen. Hochwertige Ackerflächen dürfen nicht verloren gehen. Allerdings sollten sie auch nachhaltig und ohne Giftstoffe bewirtschaftet werden. Daher fordern wir mehr  Anreize für die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft und das sofortige Verbot von umweltschädigenden Pestiziden und Breitbandherbiziden wie Glyphosat.
  • Durch die Biotop-Vernetzung soll einen Verbund von Naturräumen geschaffen werden, um das  Überleben von Arten zu sichern. Dazu muss ein funktionaler Kontakt zwischen Biotopen bestehen, der den Austausch zwischen Populationen von Organismen ermöglicht. Welche Flächen wir konkret als Trittsteine oder Korridore (Verbundelemente) benötigen, wird ein Gutachten ergeben, das für die Entscheidung im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz in Auftrag gegeben wird. 
  • Auf weniger als 9 Prozent der Leopoldshöher Flächen steht Wald. Wälder speichern Co2 und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. In der rot-grünen Kooperation haben wir vereinbart, einen Klimaschutzwald anzulegen.
  • Unsere Priorität liegt bei der Verdichtung der Zentren, flächensparenden Gebäuden und Schaffung von bezahlbarem (Miet-)Wohnraum. Einfamilienhäuser werden bei der Entwicklung neuer Baugebiete eher die Ausnahme sein. 
  • Unser Ziel ist ökologisches Bauen in Quartieren der kurzen Wege. Die vielfältigen und bedarfsorientierte Wohnformen sollen differenzierten Lebensmodellen und Wohnansprüchen gerecht werden, aber auch Raum für experimentelles Bauen lassen: altengerechtes und betreutes Wohnen, Tagespflege, Wohngemeinschaften für Senior*innen,  Mehrgenerationenwohnen, genossenschaftliche Wohnprojekte. 
  • Bauwerke haben eine lange Nutzungsdauer und einen hohen Energie- und Ressourcenverbrauch. Neue Siedlungsgebiete müssen als nachhaltige und klimaschonende Quartiere entwickelt werden.

Quellen