Flächensuche

Da macht sich die Leopoldshöher Verwaltung auf die Suche nach Gewerbeflächen.

Warum tut sie das?

Der Artikel in der LZ vom 2. Oktober 2012 erweckt den Eindruck, dass hier immer noch der Glaube an die heilsbringende (d.h. Eurobringende) Wirkung von Gewerbegebieten und ewigem Wachstum vorherrscht:

Viel Gewerbe = viele Steuereinnahmen = Haushaltssanierung = alles wird gut. Wenn das mal so wäre.

Die Geschichte vom Milchmädchen oder „Anleitung zum Unglücklichsein“

Schaut man mal auf die Kosten und Erträge des sogenannten Gewerbe’parks‘ in Asemissen – und die Verwaltung kennt diese Zahlen – (s.a.: „Der Kredit ist noch nicht komplett abbezahlt“ )so muss leider festgestellt werden, dass die Einnahmen nicht so heilsbringend gesprudelt sind – im Gegenteil hat dieses Projekt für die Gemeinde wahrscheinlich mehr Kosten verursacht als Einnahmen zu verbuchen waren. Das Haushaltssanierungswundermittel „noch- mehr- Gewerbegebiete“ hat leider nicht funktioniert und rote Zahlen produziert. Aber beim nächsten Mal wird alles besser – versprochen! [Für Interessierte: Paul Watzlawick, 1987: Ein Prinzip, das eine Garantie dafür ist unglücklich zu sein ist das „mehrdesselbenPrinzip“]*

Was lernt man daraus? Nichts! Denn der Mensch – und auch gerade der Verwaltungsmensch ist ein konservativ-strukturiertes Wesen und eine einmal eingeschlagene Denke lässt sich nicht (oder kaum) verändern. Das Rezept „Mehr desselben“ hat noch nie positive Ergebnisse gebracht, wird dessen ungeachtet aber immer wieder angewendet und propagiert. „Irgendwann muss es doch mal klappen – blindes Wünschen hilft.

Versiegelung

Neben dem Geld gibt es noch gravierendere Probleme: Gewerbegebiete versiegeln Flächen, die biologisch dann eigentlich tot sind – obwohl die Begriffskosmetik: Gewerbe‘park‘ etwas anderes suggerieren soll. In Deutschland werden täglich 87 ha Fläche verbraucht – das sind täglich 870 000 m2, ganz schön viel. Und weil das aber fast alle (Kommunen) so machen, muss man da mitmachen. Neue Verkehrswege (Neubau B66) und neue Gewerbegebiete braucht das Land – bzw. die Gemeinde. Dass Boden nicht vermehrbar ist und Versiegelung eine große Gefahr für die biologische Vielfalt darstellt** – macht nichts – dafür gibt es ja das seltsame Instrument der Ausgleichsflächen, die auch ganz woanders ausgewiesen werden können.

Aber was soll‘s? Es kommt auf die EUROs an – und ob diese dann schwarz oder rot sind – da man muss einfach optimistisch rangehen – irgendwann (vielleicht) macht es den Unternehmungen in Leopoldshöher Gewerbegebieten ja auch mal Spaß, freiwillig ganz viele Steuern zu zahlen – auch wenn es ihnen konjunkturell schlecht gehen sollte.

Wer entscheidet?

Also auf auf zum fröhlich-optimistischen Versiegeln? Oder gibt es im Leopoldshöher Rat (denn es entscheidet –entgegen der suggerierten Allmacht der Verwaltung – nicht die Verwaltung sondern der Rat) verantwortungsvolle Politiker und Politikerinnen, die einen nicht so scheuklappenmäßig eingeengten Blick auf die Zukunft und auf eine lebenswerte gemeindliche Landschaft haben? Die Bäume wie auch die Realitäten wachsen nun mal nicht unendlich – vielleicht sollte auch am Denken „Wachstum, Wachstum immer wieder Wachstum bis zum endgültigen Abwinken“ mal gerüttelt werden?

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*) Ein Betrunkener sucht unter einer Straßenlaterne seinen Schlüssel. Ein Polizist hilft ihm bei der Suche. Als der Polizist nach langem Suchen wissen will, ob der Mann sicher sei, den Schlüssel hier verloren zu haben, antwortet jener: „Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.“ (Watzlawik a.a.O)

**) Zahlreiche Studien zeigen einen alarmierenden Zustand der biologischen Vielfalt – im europäischen Vergleich schneidet Deutschland besonders schlecht ab. (bspw.: BMU 2007)

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