Beeindruckend! Und Nachahmenswert.

Grüne „on tour“ – zu Besuch im Nationalpark Hainich

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Suchbild. Wo sind die Grünen? – Nein, auf diesem Foto nicht versteckt, aber im Buchenwald waren wir unterwegs, wir Leopoldshöher Grünen, am Wochenende 7. bis 9. September.

Und zwar in einem ganz besonderen Buchenwald, einer der den Status hat, den wir uns für den Teutoburger Wald auch wünschen: Der Hainich in Thüringen ist Ende 1997 zum Nationalpark erklärt worden und seit einem Jahr– 2011 – außerdem Teil der UNESCO- Weltnaturerbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“. Wir wollten uns informieren, wie es dort aussieht, in einem „wilden Wald“ – oder besser gesagt, in einem Wald, der sich wieder zu einem Urwald zurückentwickeln darf. Das Ergebnis lässt sich mit einem Wort zusammenfassend: Beeindruckend.

In die Runde gefragt „Was hat dich an der Informationstour/der Wanderung im Nationalpark Hainich besonders beeindruckt oder nachdenklich gemacht, was hat dir besonders gefallen?“, hier die Antworten einiger TeilnehmerInnen:

 

 

„Mir ist klar geworden, dass man noch lange nicht alles über einen Nationalpark weiß. Es steckt sehr viel dahinter und man würde gerne sehr viel mehr erfahren. Beeindruckt hat mich die wildromantische Landschaft.“

„Ein rundum gelungenes Projekt. Besonders interessant fand ich, zu hören, wie sich die Einstellung der Forstmitarbeiter verändert hat im Laufe der Zeit. Am Anfang noch skeptisch, sind sie jetzt richtig begeistert, wie der Wald sich selbst überlassen entwickelt.“

 „Mir ist durch den Besuch noch einmal klar geworden, welch einmaliges, besonderes Naturerbe wir in Deutschland mit unseren Buchenwäldern haben. Wir haben die Verpflichtung, dieses Erbe zu bewahren“.

 „Die Verantwortlichen müssen lernen, bewusst nichts zu tun. Der Natur freien Lauf zu lassen und nicht einzugreifen. Dieses mit aller Konsequenz. – Eindrucksvoll war für mich das Absterben des Fichtenwaldes.“

„Das Beispiel Hainich zeigt, dass sich Naturschutz und Tourismus nicht ausschließen. Der Baumkronenpfad ist ein Publikumsmagnet, der jährlich Hunderttausende in den Nationalpark lockt, ohne den Schutz der Kernzone zu gefährden. Und die vielen Pfade drumherum fördern sanften Tourismus. Sehr gelungen!“

„Erstaunlich, wie in den Lichtungen ein Dschungel aus Pflanzen im Kampf ums Licht verdrängend nach oben schießt. Zur gleichen Zeit bilden nebenan die ausgewachsenen Buchen ein so dichtes Blätterdach, dass unter ihm fast nichts mehr hochkommt. Die neuen Lebensräume für Pflanzen und Tiere, die sich eben nicht so schnell anpassen können wie die sich schnell vermehrende, alles fressende Hauswespe. Die von daher das jahrhunderte vertraute urwüchsige Landschaftsbild brauchen. Im zentralen Museum war sehr schön anschaulich dargestellt, wie gerade diese Tier- und Pflanzenarten stabilisierend auf das Ökosystem wirken.“

Bei unserer Waldwanderung stand uns mit dem Revierleiter Jens Wilhelm von der Nationalparkverwaltung ein kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung, der die Entwicklung im Hainich (fast) von Anfang an begleitet hat. Ihn konnten wir auf der Runde, die er für uns ausgeguckt hatte, mit Fragen löchern, und das nutzten wir auch ausgiebig.

Zitat Wilhelm: (zur Frage, bei welcher Gelegenheit überhaupt noch in den Wald eingegriffen wird)

„Um das zu verstehen, muss man sich eben erst mal mit dem Gedanken befassen, dass die Natur an sich auch ohne den Menschen ganz gut funktioniert. Das war für uns Förster damals radikal konträr unserer bisherigen Denke.“

„Ich sag Ihnen ein Beispiel. Nach dem Orkan Kyrill wurde doch tatsächlich unser Chef angerufen, ob wir schlimme Schäden zu verzeichnen haben. O-Ton Chef: ‚Noh, Schäden hatten wir schon mal keine. Es gab da einige interessante Veränderungen, die wir uns in nächster Zeit da schon mal bestaunen werden. Aber Schäden sind mir jetzt nicht bekannt, ich sach mal, wäre auch ungewöhnlich, es war ja ein Naturereignis…‘ „

Es war dann interessant zu sehen, dass inzwischen regelmäßig FHs Ihre Studenten im Zuge von Exkursionen in den Hainich schicken und man so diesen Gedanken auch den jungen Leuten überhaupt erst weitergeben kann und ihnen gewissermaßen den Kopf für eine ganz neue Denkweise öffnet – „Natur als Wert an sich. Das mussten wir ehemaligen Förster auch erstmal selber begreifen, aber ich komme selbst mehr und mehr zu der Ansicht, dass das richtig ist„. 

Auch wenn nicht alles übertragbar ist (jede Region hat ihre Besonderheiten): Der Besuch hat uns bestärkt, dass es lohnt, sich für einen Nationalpark Teutoburger Wald stark zu machen.


Interessiert an ein paar Fotos von der Wanderung? – Einfach hier klicken!


 

Kurzinfo Hainich. Der Nationalpark Hainich wurde am 31.12.1997 gegründet. Seine Fläche beträgt 7.500 Hektar. Aktuell sind bereits 90 % der Gesamtfläche des Nationalparks ungenutzt. Mit einer Gesamtfläche von ca. 16.000 Hektar ist der Hainich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands. Er liegt in Deutschlands Mitte, in Thüringen, im Dreieck der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza.  Für Familien mit Kindern ist der Baumkronenpfad am Rande des Nationalparks ein attraktives Ziel. Viele Informationen – interessant aufbereitet. Und eine mal ganz andere Perspektive. Interessiert? – Mehr Infos unter http://www.nationalpark-hainich.de/

 

 

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