Neuer Wald für Klimaziele

In unserer Gemeinde soll es mehr Wald geben. Zur Sitzung des Umwelt- und Klimaausschusses stand daher der Ankauf oder die Pachtung einer entsprechenden Fläche auf der Tagesordnung.
Bis zum Ziel „klimaneutral-2030“ der Gemeinde sind Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung und im Verkehr bereits geplant. Ein weiterer Baustein ist es nun, einen Klimawald anzulegen. Während des Wachstums binden Bäume langfristig CO2.

Zu wenig Wald

Wir haben in Leopoldshöhe nur 8 Prozent Waldflächen. Meist sind sie vergleichsweise klein und darüber hinaus häufig isoliert. Das Gutachten mit Biotopvernetzungs- und Ausgleichsflächenkonzept aus dem Jahr 2021 setzt bei bestehenden Waldschwerpunkten an. Im Norden und in Teilen im Süden und Osten wurden geeignete Flächen gefunden, auf denen großflächige Waldstandorte gebildet oder Wälder mit Feldgehölzen vernetzt werden könnten. Das Projekt „Klimawald“ setzt hier an und soll die Flächen zunächst aufforsten.

Bei der Beratung des Verwaltungsvorschlages (siehe unten) wurde das Argument vorgetragen, die CO2-Bindung von Zuckerrüben und anderen Feldfrüchten sei um ein Vielfaches höher als von Bäumen. Damit wird unter anderem Bezug genommen auf bundesweite Aktion „Natürlich CO2 binden“. Auf Schildern am Feldrand war beispielsweise zu lesen, dass ein Hektar Zuckerrüben mehr CO2 binden als zwei Hektar Wald. Im Jahr 2019 fuhren Rübenfahrzeuge und Busse mit Zuckerrüben-Motiv und Titel „Wir machen Klimaschutz“ durch Lippe – initiiert vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Lippe.

Faktencheck

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. hat in einem wissenschaftliche Beitrag diese Angaben widerlegt: Die Anrechnung von Erntegut als klimarelevanter CO2-Speicher ist fachlich falsch. Kartoffeln, Weizen und andere Feldfrüchte sind nur genau so lange CO2-Speicher, wie sie wachsen und auf dem Feld stehen. Werden sie geerntet, verarbeitet und schließlich verzehrt werden, wird das Treibhausgas wieder gelöst – ein Nullsummenspiel.

Ganz richtig machen die Autoren darauf aufmerksam, dass Ackerbau mit der Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen einen unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag leistet. Tatsächlich liegt hier ein sehr großes Potential, den Klimaschutz durch langfristige Erhöhung des Kohlenstoffanteils im Boden voran zu treibe. Viele Betriebe setzen bereits erfolgreich diese Strategie um: Sie bauen Zwischenfrüchte an und setzen auf vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen, um langfristig die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Nach einer Neuberechnung haben dann Zuckerrüben die schlechteste Bilanz und Feldfutter hat die beste.

Selbst der Initiator der Kampagne, Geschäftsführer des baden-württembergischen Unternehmens Lehner Agrar, gesteht den Irrtum im Interview mit der Syker Kreiszeitung ein: „Das CO2 haben wir eigentlich nur als Blickfang gewählt“, erklärt er.

Entscheidung im Rat

Die Entscheidung zum Klimawald wurde auf die nächste Ratssitzung verschoben. Für die weitere interne Beratung der Fraktionen hat der Vorsitzende des Ausschusses, Jürgen Hachmeister, am Montag nach der Sitzung die Stellungnahme des ZALF verteilt.

Unsere Zustimmung zu dem Antrag steht fest:

  • wir benötigen die Waldflächen für das Ziel „klimaneutral-2030“,
  • wir können damit den notwendigen Ausgleich für weiteren Flächenverbrauch bereitstellen,
  • wir schaffen Lebensraum für Flora und Fauna durch weitere Vernetzung der Biotope,
  • die Folgekosten sind überschaubar.

6. Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz am Donnerstag, den 03.02.2022, um 18:00 Uhr
TOP 5.2 Anpflanzung eines Klimawaldes als aktiver Beitrag zum Klimaschutz auf lokaler Ebene

Sachdarstellung:
Die Gemeinde Leopoldshöhe hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben Maßnahmen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung und im Mobilitätssektor auch flankierende Maßnahmen wie das Anlegen eines Klimawaldes erforderlich. Gesunde Wälder sind für das Klima von essenzieller Wichtigkeit, denn während ihres Wachstums binden sie durch Photosynthese CO2. Durch Aufforstung und nachhaltige Bewirtschaftung kann somit langfristig Kohlenstoff gebunden und ein wirkungsvoller Beitrag gegen den Klimawandel auf lokaler Ebene geleistet werden.
Waldflächen sind in Leopoldshöhe bereits historisch und auch heute im landesweiten Vergleich mit einem Flächenanteil von nur 8 % stark unterrepräsentiert. Die vorhandenen Waldflächen sind oft vergleichsweise klein und darüber hinaus häufig isoliert. Wichtiges Ziel sollte die Schaffung großflächiger naturnaher Laubwaldkomplexe durch Arrondierung und Ergänzung vorhandener Waldstandorte sein. Im Auftrag der Gemeinde Leopoldshöhe wurde im Jahr 2021 das Konzept „Ermittlung von Suchräumen für Kompensationsmaßnahmen als Basis für ein Biotopvernetzungs- und Ausgleichsflächenkonzept in Leopoldshöhe“ erarbeitet. Zur Bestimmung von Flächen, die der Waldvermehrung dienen sollen, wurde im Konzept aufgrund des vorhandenen Entwicklungspotenzials an bestehende Waldschwerpunkte angesetzt.
Insbesondere im Norden, aber auch kleinflächiger im Süden und Osten wurden geeignete Flächen zur potenziellen Ausbildung großflächiger Waldstandorte bzw. zur Vernetzung von Wäldern und Feldgehölzen im Gemeindegebiet ausgewählt. Hier soll mit dem Projekt „Klimawald“ angesetzt und die Aufforstung dieser Flächen vorbereitet werden.
Bei der Realisierung des Klimawaldes wird eine Co-Finanzierung aus Fördermitteln und darüber hinaus durch Fundraising (Spenden, Patenschaften etc.) angestrebt. Im Jahr 2023 beginnt die nächste LEADER- Förderperiode. Derzeit wird die Lokale Entwicklungsstrategie (LES) für den Kommunalverbund 3L in Lippe fortgeschrieben. Hierbei kommt dem Themenkomplex „Klimaschutz“ eine herausragende Bedeutung zu. Im Falle einer erfolgreichen Bewerbung für die LEADER-Förderperiode 2023-2027 soll der Klimawald als wichtiges Zukunftsprojekt in den LEADER-Prozess eingebracht und eine Förderung (Förderquote 65 %, Eigenanteil 35 %) beantragt werden. Sollte die LEADER-Bewerbung der Region 3L-in-Lippe nicht erfolgreich sein, wird eine Co-Finanzierung aus Mitteln des Bundes oder des Landes Nordrhein-Westfalen angestrebt.
Alternativ oder als Ergänzung ist auch eine Finanzierung des Projektes über private Spenden oder Patenschaften von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Vereinen denkbar.
Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz schlägt dem Haupt- und Finanzausschuss folgende Beschlussempfehlung an den Rat vor:
Beschlussvorschlag:

Der Rat der Gemeinde Leopoldshöhe stellt im Doppelhaushalt 2022/23
im Haushaltsjahr 2022 im Produkt 01 111 15 Grundstücksmanagement für Flächenerwerb zur Realisierung eines Klimawaldes Auszahlungen in Höhe von 80.000 EUR und
im Haushaltsjahr 2023 im Produkt Umwelt- und Naturschutz im Finanzplan eine Auszahlung aus Investitionstätigkeit in Höhe von 60.000 EUR und eine Einzahlung aus Investitionszahlung in Höhe von 40.000 EUR für Anpflanzungen
bereit, um in einem ersten Teilabschnitt einen Klimawald realisieren zu können.