In die Natur statt hintern Wahlkampfstand !

Vogelkundliche Wanderung mit MdB Oliver Krischer am Heipker See.

heipker-see-2012-img_4879Wer sagt denn, dass  Wahlkampf immer nur Handzettel verteilen sein muss? Dachten sich jedenfalls die Leopoldshöher Grünen und machten sofort einen Termin klar, als vom grünen Bundestagsabgeordneten und Hobby-Ornithologen Oliver Krischer das Angebot kam, eine vogelkundliche Wanderung durchzuführen. Motto: Mit den Grünen ins Grüne. Und lauschen statt labern. Nachdem auch die formalen Hürden mit der unteren Landschaftsbehörde genommen waren – einfach so kann man nicht in einem Naturschutzgebiet herumlaufen – und die Kooperation mit dem NABU stand, der die Führung durch das Gebiet übernahm, konnte es losgehen. 

Pünktlich zur Veranstaltung von Grünen und NABU riss der Himmel auf und die Sonne kam – und blieb. Insgesamt 26 Bürgerinnen und Bürger folgten unserer Einladung und waren gut zweieinhalb Stunden im Naturschutzgebiet Heipker See in Leopoldshöhe unterwegs, um Vögel zu entdecken und zu identifizieren: Mit ihren Ferngläsern, vor allem aber mit ihren Ohren. Die vogelkundliche Leitung hatte der grüne Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer aus Düren, seit der Jugend begeisterter Hobby-Ornithologe, Ewald Küster gab als ortskundiges Mitglied vom NABU die Wegstrecke vor.

Oliver Krischer ist fachkundig und begeistert von der Vogelwelt, das wurde sehr schnell spürbar. Da wurden nicht nur die Vögel namentlich identifiziert, die zu hören waren, es gab auch jede Menge Informationen rund um die zahlreichen Arten: Dass die Mönchsgrasmücke bereits aus ihren Überwinterungsgebieten zurück ist, die Dorngrasmücke aber noch nicht. Dass der Kleiber gern alte Specht- oder andere Höhlen besetzt und zu große Einfluglöcher einfach zumauert. Und seinen Baudrang auch dann auslebt, wenn das Loch passend ist, indem er etwa bei Nistkästen alle Ritzen der Reinigungsöffnung zukle(i)bt – was Nistkästenbetreuer schon mal zur Verzweiflung bringen kann, da das mörtelartige Material äußerst fest und schwer wieder zu entfernen ist. Dass für Raben 80 verschiedene Rufe bekannt sind, mit denen sie kommunizieren. Dass überhaupt zwischen Gesang und Rufen zu unterscheiden ist und diese sich erheblich voneinander unterscheiden. Dass manche Vogelarten zwar das ganze Jahr über bei uns zu beobachten sind, wie etwa das Rotkehlchen, dass dies aber nicht unbedingt dieselbe Population sein muss: Die Individuen, die bei uns brüten und ihre Jungen aufziehen, ziehen im Winter großteils in den Mittelmeerraum, dafür kommen ihre „abgehärteteren“ KollegInnen aus Skandinavien zu uns, denen unsere Temperaturen ausreichen, um zu überwintern.

Thema war auch der Artenrückgang, den man differenziert betrachten muss, denn wie überall gibt es Gewinner und Verlierer. Manche früher weit verbreitete Arten sind in ihren Beständen dramatisch zurückgegangen, wie etwa der Haussperling oder die Feldlerche, der als Bodenbrüterin zunehmend der Lebensraum, offene Brachflächen, fehlt. Andere erweisen sich als sehr anpassungsfähig an die menschlichen Lebensräume, etwa die Amsel, die früher ein scheuer und seltener Waldvogel war, wieder andere nutzen die Chance, die sie durch vermehrten Schutz und Umweltanstrengungen erhalten, und sind nach starkem Rückgang wieder häufiger zu beobachten; dazu gehören Greifvögel (herausragendes Beispiel bei uns: der Rotmilan, an dessen Kartierung sich auch Mitglieder der hiesigen NABU-Ortsgruppe beteiligen), und der Eisvogel, der von einem Teilnehmer auch schon am Heipker See beobachtet wurde (allerdings nicht bei dieser Abendwanderung).

„Highlight“ der Wanderung war das Wintergoldhähnchen, der leichteste Vogel unserer Region. Das Wintergoldhähnchen wiegt nur ganze sechs Gramm: „Da können Sie drei Stück davon in einem Brief mit normalen Porto verschicken“, machte Oliver Krischer das Gewicht anschaulich. Und dabei überwintert das leichte Kerlchen in Nordafrika, legt also zweimal im Jahr eine ganz erhebliche Reisestrecke zurück.

Vögel von A wie Amsel bis Z wie Zilpzalp: Diese Vögel ließen sich im Gebiet am Heipker See hören und/oder sehen:

  • AmselHeipker-See-2012-IMG_4952
  • Bachstelze
  • Blessralle
  • Buchfink
  • Buntspecht
  • Fitis
  • Gartenbaumläufer
  • Höckerschwan
  • Kleiber
  • KohlmeiseHeipker-See-2012-IMG_4919
  • Löffelente
  • Mönchsgrasmücke
  • Rauchschwalbe
  • Reiherente
  • Rotkehlchen
  • Star
  • Sumpfmeise
  • Wintergoldhähnchen
  • Zaunkönig
  • Zilpzalp

 

Von den Bachstelzen wurden gegen Ende der Runde vier auf dem Dach der großen Scheune an der Schranke entdeckt. Die Gruppe war sich schnell einig, dass es sich hier um die besondere Unterspezies der „Dachstelze“ handeln müsse. „Wenn ich den Namen danach vergeben müsste, wo ich diese Vögel häufiger angetroffen habe, an Bächen oder auf Dächern“, meinte Oliver Krischer, „dann wäre die Namenswahl klar entschieden: das sind Dachstelzen“!

Mit Ferngläsern und Gummistiefeln ausgerüstet mit von der Partie waren auch Manuela Grochowiak-Schmieding aus Oerlinghausen, unsere Landtagskandidatin im hiesigen Wahlkreis (Lippe I), und die Bundestagsabgeordnete aus Lippe, Ute Koczy.

Mehr Fotos gibts auf unserer Google+ Seite leogruen

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