Grüner Salon Digital am 28. März um 11 Uhr

Die ungeliebten gelben Säcke sind weg, die gelben Tonnen endlich da. Aber: Der ganze Verpackungsmüll passt nicht rein. 240 Liter scheinen für den Müll von vier Wochen nicht genug zu sein. Der Abfallwirtschaftsverband Lippe wirbt mit weniger Fahrkilometern, Lärm und CO²-Ausstoß für den längeren Abfuhrrhythmus. Wenn’s nicht reicht, muss eben eine zweite Tonne bestellt werden.

Vielleicht ist jetzt gerade der richtige Zeitpunkt, einfach mal Verpackungsmüll zu sparen. Die Gelbe Tonne auf Diät setzen! Aber wie?
Wir laden alle Bürger*innen in Leopoldshöhe und Oerlinghausen ein, gemeinsam über einen Diätplan nachzudenken.

Grüner Salon digital

Sonntag 28. März um 11 Uhr

Diät für Gelbe Tonne.

Verpackungen sparen + Klima schützen

Technische Hinweise dazu finden Sie hier

Über ihre Erfahrungen mit einer Müll-Diät für eine vierköpfige Familie wird zunächst Stefanie Kießling berichten. Am 1. September 2014 hat sie das Projekt Zeo Waste Familie gestartet. In ihrem Blog finden sich viele Ideen, Tipps und Tricks zur Müllvermeidung.

„Vieles kann man so einfach und schnell umsetzen! Und bei manchen Sachen sucht man nach einer Lösung – kennen wir :-).
In diesem Fall: Lasst Euch nicht entmutigen! Stellt das Thema hinten an und setzt das um, was im Moment klappt. Und wo soll man anfangen?  – Egal! Hauptsache, du fängst an!“

Sabine Stock vom Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e.V. stellt das Projekt Wir geben Plastik einen Korb vor. Die lippischen LandFrauen widmen sich schon seit mehreren Jahren einer bewussteren und nachhaltigeren Lebensweise. Seit Anfang 2020 sind sie Mitglied im KlimaPakt Lippe und suchen nach praktischen Lösungen und geben ihr Wissen weiter.

„Mit unserem aktuellen Leitthema „Wissen pflanzen – Werte entfalten! Wir geben Plastik einen Korb“ greifen wir unsere ureigenen LandFrauen-Werte auf, die uns seit Gründung unseres Verbandes vereinen: Mit begrenzten Ressourcen haushalten und nicht auf Kosten unserer Kinder und Enkelkinder leben.

Mit Aktionen, Vorträgen, Workshops und ‚plastikfreien‘ Ausflügen auf Orts- und Kreisebene, machen wir das Thema ‚Plastikvermeidung‘ zum LandFrauen-Thema. Wir klären auf, informieren und möchten somit unsere Mitglieder und Interessierte sensibilisieren, mit Plastik bewusster umzugehen.

Plastik und Klimaerhitzung

Der aktuelle Report Plastic & Climate: The Hidden Costs of a Plastic Planet“ besagt, dass das Umweltproblem Plastik noch unterschätzt wird. Die Autoren weisen erstmals nach: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Erderhitzung und Plastik – denn von der Produktion bis zur Entsorgung gelangt klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Alleine 2019 entstehen dadurch 850 Millionen Tonnen Treibhausgas, vergleichbar mit dem Ausstoß von 136 Kohlekraftwerken im gleichen Zeitraum.
Seit rund zehn Jahren gibt es einen Boom in der Plastikherstellung, weil viel billiges Erdgas für die Produktion zur Verfügung steht. Die Nachfrage nach Plastik wächst stetig. Ohne aktives Gegenlenken ist keine Umkehrung des Trends zu erwarten: Statt Plastik zu reduzieren, wird immer mehr davon hergestellt.

In jeder einzelnen seiner Lebensphasen setzt Plastik Treibhausgase frei. Bei der Herstellung einer Plastiktüte fallen 120 Gramm CO2 an. Alleine in den letzten 20 Jahren hat sich die Kunststoffproduktion mehr als verdoppelt und dieser Trend hält weiter an. So soll sich die Plastikherstellung bis 2050 Schätzungen zufolge noch einmal vervierfachen. Laut dem Center for International Environmental Law (CIEL) soll die Kunststoffproduktion bei den prognostizierten Wachstumswerten bis 2050 einen CO2-Ausstoß von 52,2 Gigatonnen verursachen.
Erschwerend hinzu kommen die Emissionen, die bei der Verbrennung von Kunststoffen entstehen. Trotz strikter Mülltrennungsverfahren recyceln wir in Deutschland sehr viel weniger Plastik als die Politik es uns glauben lassen will. Der Großteil des Plastikmülls landet in den Müllverbrennungsanlagen, wo bei der Verbrennung schädliche Treibhausgase ausgestoßen werden. Das CIEL geht davon aus, dass sich die Treibhausgasemissionen mit der Verbrennung von Kunststoffabfällen in der Summe auf mehr als 56 Gigatonnen erhöhen. das ist rund ein Siebtel des gesamten Kohlenstoffdioxid-Budgets, das die Erde überhaupt verkraften kann. Ist es ausgereizt, würde sich die Erde um mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erhitzen – mit schwerwiegenden Folgen für die Lebensgrundlagen des gesamten Planeten.
Besonders ärgerlich ist, dass es sich bei Plastik in den meisten Fällen um sehr kurzlebige Produkte handelt, die nicht selten bereits nach einmaliger Benutzung im Müll landen.

Daten und Fakten

  • In der gelben Tonne bzw. den gelben Säcken von Privathaushalten landen laut „Grünem Punkt“ seit März 2020 etwa zehn Prozent mehr Verpackungsabfälle.
  • Der Verbrauch von Verpackungen in Deutschland nahm schon vor der Pandemie jährlich zu. 2018 erreichte die Müllmenge einen neuen Rekord: 18,9 Millionen Tonnen fielen nach Angaben des Umweltbundesamts an. Rechnerisch waren das 227,5 Kilogramm pro Kopf und damit nochmal ein Kilo mehr als im Vorjahr.
    Private Verbraucher hatten daran wieder einen Anteil von 47 Prozent. Sie produzierten 8,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll beziehungsweise 107,7 Kilogramm pro Kopf – 20,6 Prozent mehr als noch 2010.
  • Im Jahr 2017 stieg die Verpackungsabfallmenge auf 18,7 Millionen Tonnen. 47,2 Prozent aller Verpackungsabfälle fiel im privaten Endverbrauch an:
    93.000 Tonnen waren 2017 Verpackungsmüll für frisches Obst und Gemüse, denn 63 Prozent waren bereits vorverpackt.
    Nahrungsmittel, Getränke und Heimtierfutter führten im Jahr 2017 zusammen zu etwa 62,3 Prozent des Verpackungsverbrauchs privater Endverbraucher.
    Der Verbrauch von Papierverpackungen im Versandhandel nahm von 1996 bis 2017 um 708 Prozent zu, da zusätzlich zur Primärverpackung weitere Versandverpackungen entstanden.
    Der Verbrauch von Serviceverpackungen (Außer-Haus-Verbrauch) in der Gastronomie legte von 2000 bis 2017 um 275 Prozent zu.

Übrigens: Packungsgrößen haben Einfluss auf das Müllaufkommen. Ersetzt man zum Beispiel einen 500-Milliliter Seifenspender durch einen 400 Milliliter Nachfüllbeutel Flüssigseife, verändert sich der Packmittelverbrauch um minus 63 Prozent.

ZDFheute am 28.09.2020
  • Verpackungsmüll aus Kunststoff wird überwiegend verbrannt statt recycelt. Nur 16 Prozent aller Kunststoffabfälle aus den deutschen Haushalten werden recycelt.
Nachhaltiger Warenkorb

Infos und Tipps

  • Möglichst das unverpackte Obst und Gemüse wählen und in mitgebrachte oder angebotene Stoffbeutel legen.
  • Obst und Gemüse bequem liefern lassen: Der Hofladen Weissenbach bietet verschiedene Biokisten mit Obst und Gemüse aus eigenen Anbau an.
  • Unverpackter Hofladen: In Lage Hagen bietet die Speisekammer auf dem BIO HOF BRINKMANN handwerklich und selbst hergestellte, vegetarische, vegane, regionale Bio-Produkte. Ein großer Teil davon ist unverpackt!