Hubertus von Daniels: Argumente gegen einen Nationalpark in Lippe

leserbriefNachdem wir in Leopoldshöhe das erste große Plakat gegen einen Nationalpark Teutoburger Wald und Senne entdeckt hatten, haben wir auf unserer Website nochmal auf die vielen überzeugenden Argumente für diesen Nationalpark verwiesen (und selbstverständlich auch die – uns insgesamt nicht überzeugenden – Einwände der Projektgegner verlinkt).

Zu diesem Beitrag und gegen einen Nationalpark in Lippe schreibt uns Hubertus von Daniels, Land – und Forstwirt in Leopoldshöhe  und Oerlinghausen:

„Auch wenn viele es nicht gerne hören werden: es gibt viele gute „grüne“ Argumente gegen einen Nationalpark in Lippe:

  • Wenn man die Argumente der Befürworter eines Nationalparks in Lippe liest, hat man das Gefühl, es gelte etwas zu sichern, was in höchster Gefahr ist. Doch ist das wirklich so?
  • Der derzeitige ohne Zweifel gute ökologische Zustand des Teutoburger Waldes ist das Ergebnis einer langen nachhaltigen Bewirtschaftung und wird durch eine weitere naturgemäße Forstwirtschaft ohne Kahlschläge unter Nutzung natürlicher Verjüngung in keiner Weise gefährdet
  • Wir haben eine leistungsfähige Forst- und Holzwirtschaft, die uns vor Ort mit einem wichtigen nachwachsenden Rohstoff versorgt. Kurze Wege zum Verbraucher sind gut für eine niedrige CO2-Bilanz
  • Unsere Forstwirtschaft ist zum größten Teil mit internationalen Nachhaltigkeitszertifikaten wie FSC und PEFC zertifiziert. Wollen wir das stilllegen und stattdessen Tropenholz importieren?
  • Werden 6000 – 8000 ha Forst nicht mehr bewirtschaftet, so verliert die heimische Holzindustrie ihre Rohstoffversorgung vor Ort und wird sicher zum Teil abwandern. Das nimmt auch den verbleibenden Forstbetrieben in Lippe einen Teil Ihrer Kunden vor Ort. Auch hier sind wieder weitere Transportwege die Folge.
  • Der Wald steht heute allen Besuchern, Wanderern und Touristen offen  und ist durch ein gutes Wegenetz erschlossen. Durch einen Nationalpark entstehen für diese Bevölkerungsgruppen keine wirklichen Verbesserungen. Im Gegenteil: vermutlich werden perspektivisch Waldbereiche und Wege geschlossen und der Zutritt verboten, um bestimmte Biotope zu schützen. Vermutlich ist das den heutigen Befürwortern nicht klar.
  • In den letzten Jahren sind – teilweise mit öffentlichen Mitteln gefördert – viele Heizkraftwerke entstanden, die auf Basis des nachwachsenden Rohstoffs Holz arbeiten. Nicht zuletzt nutzen viele Bürger das heimische Holz, um zumindest teilweise teures und fossiles Heizöl zu ersetzen. All diesen Nutzern würde ihr Rohstoff entzogen oder zumindest verknappt.
  • Als letztes ein fiskalisches Argument: unsere angesichts noch vorhandener öffentlicher Neuverschuldung nicht ausreichenden Steuermittel müssen wir für Kindergärten und Ausbildung einsetzen, nicht für einen fragwürdigen Nationalpark. Einen funktionierenden Wirtschaftszweig zugunsten vager Aussichten auf Mehreinnahmen im Tourismus und zugesagter Fördermittel aus Düsseldorf aufs Spiel zu setzen, ist weder nachhaltig noch klug.

 

Mit der Veröffentlichung meiner Zeilen auf Ihrer Webseite bin ich einverstanden.  

Leopoldshöhe, 14.11.2001

Hubertus v. Daniels

Land – und Forstwirt in Leopoldshöhe  und Oerlinghausen“

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