B66n Erörterungstermin – Eindrücke

Lang war’s – neun Stunden von 10 bis 19 Uhr dauerte der Erörterungstermin. Mäßig besucht war’s– aus der breiten Öffentlichkeit hätten wir uns mehr Interessierte gewünscht. Denn: Interessant war’s, so eine Veranstaltung mal mitzuerleben. Und Neuigkeiten gab es auch.

Gelernt haben wir: Das „Restrisiko“ für Leopoldshöhes Trinkwasserbrunnen wird mit 2 Millimeter Kunststoff-Folie abgedeckt. Restrisiko, denken Sie? Moment mal, das Wort kenne ich doch aus anderen Zusammenhängen? Richtig! Das ist diese Sache mit dem unwahrscheinlichen GAU der unglaublich sicheren Atomkraft, die dann … äääh … Tschernobyl … Fukushima … so alle 20-30 Jahre …

Sollte der Restrisikofall für unser Trinkwasser eintreten und die Folie die Erwartungen der Experten von straßen.nrw Lügen strafen und doch nicht mehr dicht sein in 50 oder 100 Jahren, wären alle vier Brunnen von Leopoldshöhe betroffen, da alle ihr Wasser aus denselben wasserführenden Schichten beziehen.

Durch die Planänderungen erhöht sich die Bausumme bereits auf derzeit 17,3 Millionen Euro! Uns wundert: vom Sparen sprechen immer gern andere. Aber wenn’s dann drauf ankommt, sind Kosten und Nutzen-Betrachtung egal.

Nicht neu, sondern Bestätigung   Die Straßenbaubehörde konnte mit ihren Stellungnahmen im Erörterungstermin in vielen Punkten nicht überzeugen – wie auch schon bei den schriftlichen Stellungnahmen zu unseren Einwendungen. Das gilt vor allem für die Verkehrsprognose.

Gut zu wissen: Mit unseren Bedenken stehen wir nicht allein

  • Auch andere zweifeln die berechneten Verkehrszahlen von 31.000 Kfz/Tag in 2025 als überhöht an
  • Auch andere wundern sich, wieso Kreisel mit viel (mehr) Verkehr anderswo prima funktionieren, aber bei uns nicht möglich sein sollen
  • Auch andere finden es nicht überzeugend, dass straßen.nrw die B66 unbedingt kreuzungsfrei bauen will: Vertreter der Stadt Bielefeld favorisieren bspw. für die Kreuzung Rollkrugsiedlung/Gewerbegebiet eine andere Lösung
  • Auch andere meinen, die geplante Vierspurigkeit sei eine Nummer zu groß
  • Auch andere fragen sich, was es dem Freesenberg-Rebhuhn nutzt, in 8 Kilometer Entfernung in Nienhagen eine Ausgleichsfläche anzubieten – und wie Wildunfälle durch Böschungsbepflanzungen vermieden werden können.

Zwischenzeitlich sind bereits einige Änderungen an der Planung erfolgt.

Hier die wichtigsten Planänderungen,  die jetzt schon feststehen:

  • Es gibt zusätzliche kleine Lärmschutzwälle auf der Nordseite der B66:
    An einer Hofstelle hinter der Rollkrugkreuzung und auf einem Teilstück östlich der Kreuzung mit der L751
    (hier allerdings zwischen der neuen B66 und der separaten Spur auf der alten Trasse, die damit vor dem Wall herführen wird). Die Wallhöhe ist noch nicht festgelegt
  • Für die Rollkrugsiedlung muss der Lärmschutz verstärkt werden
    Die geplante Schutzwand wird höher und um ca. 100 Meter nach Osten länger.
  • Bei dem geplanten (nördliche) Kreisel an der Hauptstraße entfallen die zwei Bypässe, dafür wird der Kreisel im Durchmesser von 30 auf 40 Meter erweitert
  • Die Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr wird etwas nach Ostenverlegt und führt nicht mehr auf die Alleestraße, sondern bereits vorher über die neue Trasse
  • Der Radweg ab L751 in östlicher Richtung wird von einem reinen Radweg zu einem Wirtschaftsweg umgewandet, damit ihn auch landwirtschaftliche Fahrzeuge nutzen können
  • Das Rückhaltebecken am Sussieksbach wird größer

Noch wichtiger zu wissen: Die Änderungen werden nochmals öffentlich zur Einsicht ausgelegt.
Vier Wochen lang, und danach hat jede(r) nochmals 2 Wochen Zeit, Einwendungen gegen die Planänderungen einzubringen!  Einen Termin hierfür gibt es noch nicht.

Die Entscheidung zum Planfeststellungsbeschluss trifft die Bezirksregierung voraussichtlich Ende 2012.
Gebaut wird dann noch nicht: Im Bundes-Investitionsrahmenplan 2011-2015 ist die B66 neu nicht enthalten, das heißt, eine Finanzierung ist frühestens ab 2016 möglich.

Soviel fürs Erste. Wir bleiben dran.

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