Inklusion an Leopoldshöher Schulen ?

 

Im Jahre 2006 beschloss die UN-Konvention über Rechte von Menschen mit Behinderungen ein Erziehungssystem (inclusive education system) zu errichten, in dem alle Schüler mit und ohne Behinderungen in der Regel gemeinsam unterrichtet werden. Dieses Ziel gilt es seitdem umzusetzen. Für wen ist das gut? Was muss sich in den gemeindlichen Schulen ändern?

 

Viele Jahre war das Schulsystem in Deutschland und damit auch die schulische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler in Leopoldshöhe durch Exklusion und Separation bestimmt. Die Schüler wurden und werden in der Regel an verschiedene „Schubladen“ verteilt. Bis heute gibt es in NRW 15 verschiedene Schultypen: Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Kollegschule, Sekundarschule, Gymnasium, Förderschulen für Emotionale und soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung, Hören und Kommunikation, Körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, Sehen und Sprache.

Erste Ansätze einer integrativen Pädagogik wurden in den letzten Jahren durch einen „Gemeinsamen Unterricht“ hauptsächlich an wenigen Grundschulen versucht.

„Inklusiver Unterricht“ ist viel mehr und im Wesentlichen dadurch bestimmt, dass alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten durch eine vielfältige Gestaltung des Unterrichts gefördert werden und niemand separiert und ausgegrenzt wird.

Einen Lehrer/ eine Lehrerin als Einzelkämpfer/in wird es in diesem Unterricht nicht mehr geben können. Um guten Unterricht für eine noch heterogene Lerngruppe als bisher zu leisten, bedarf er/sie der Unterstützung von Inklusionshelfern. Das können Lehrer/innen mit besonderer förderpädagogischer Qualifikation sein, aber auch Sozialpädagogen, -psychologen, Eltern und andere an der Erziehung beteiligten Menschen. Inklusion ist also immer die Arbeit eines sozialen Netzwerkes.

An der Grundschule Asemissen werden nach Auflösung der Fröbelschule, einer Förderschule der für „Lernen“, Kinder im „Gemeinsamen Unterricht“ gefördert. Damit ist das Ziel inklusiven Unterrichts noch nicht erreicht, aber ein Anfang für Schüler des Förderschwerpunkts „Lernen“ gemacht.

An der Grundschule Nord in Leopoldshöhe wird angedacht, im Zuge einer ebenfalls integrativen Erziehung (Gemeinsamer Unterricht) Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Hören und Kommunikation“ zu unterrichten. Zum kommenden Schuljahr haben sich aber nicht ausreichend Eltern der Westkampschule in Bielefeld zum Wechsel ihrer Kinder nach Leopoldshöhe entschieden. Die Westkampschule ist eine Schule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Wenn diese Schule aufgelöst wird und Teile der Schülerschaft nach Leopoldshöhe wechseln, muss die Gemeinde die Kosten für die Ausstattung und bauliche Veränderungen tragen. Deshalb ist festzustellen, dass es auch hier „nur“ um gemeinsamen Unterricht geht und die Kriterien für einen inklusiven Unterricht damit nicht erreicht werden.

Nachdem verschiedene „Kompetenzzentren“ in NRW sich bemüht haben, den inklusiven Ansatz individueller Förderung für alle Schüler umzusetzen, wird nun im Sommer ein Konzept des Schulministeriums erwartet, das Richtlinien für die Umsetzung vorgibt. Das Problem bei der Umsetzung liegt wohl nicht im Bereich der Förderschwerpunkte „Lernen“, „Erziehung“, „Sprache“ und „Körperliche und motorische Entwicklung“, sondern bei den weiteren Förderschwerpunkten (s.o.), der Ausstattung der Schulen, der Unterstützung der Lehrer, Nutzung neuer, vielfältiger Unterrichtskonzepte, und der Bereitstellung von Integrationshelfern.

Schüler bisheriger Förderschulen ist im neuen Erziehungssystem nicht damit geholfen, wenn sie weiter weite Wege mit dem Schulbus zurücklegen müssen. Es gilt für alle Schülerinnen und Schüler die wohnortnahe Schule. Das sollte auch in Leopoldshöhe bei der Umsetzung eines inklusiven Lernkonzeptes berücksichtigt werden.

Im Prinzip muss inklusiver Unterricht genau das Gleiche leisten, was Schule und Unterricht jetzt auch schon leisten müssen: Dass alle Kinder einer Lerngruppe sich optimal und allseitig entwickeln können und eine gute allgemeine Bildung erhalten. Die Anforderungen werden in Zukunft für alle Beteiligten jedoch steigen.

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