Richtigstellung zum „Autofasten“

Heute geistert eine Meldung durch die Agenturen „Grüne fordern Autofasten“. Bei Spiegel online gibt es dazu gleich wieder eine „Abfrage“ zur Idee/Forderung der Grünen. Es handelt sich nicht um eine Forderung der Grünen, sondern um eine Aktion der Kirchen zu der ua. unser Verkehrspolitiker Stephan Kühn gefragt wurde.

Richtigstellung Presseartikel zum „Autofasten“

Stephan Kühn, MdB, schreibt zur heutigen Meldung, die Grünen empfehlen bis Ostern das „Autofasten“, in dem er aus einer angeblichen gemeinsamen Erklärung mit dem UBA (Umweltbundesamt) zitiert wird:
„Eine solche Empfehlung oder gar Forderung gibt es nicht – auch keine  gemeinsame Erklärung mit dem UBA. Auf Fragen der DPA habe ich das „Autofasten“ lediglich als „gute Idee“ bezeichnet – die Fragen und meine Antworten sende ich euch unten mit. Aus dieser Aussage hat die DPA etwas anderes gemacht – es entstanden Falschmeldungen. In Absprache mit der Pressestelle wird die DPA daher eine Korrekturmeldung versenden….
Die drei Fragen der DPA an mich:

  1. In der Fastenzeit den Wagen stehen lassen und auf andere Verkehrsmittel umsteigen – aus Ihrer Sicht eine gute Idee? Wenn ja (bzw. nein): warum?
    Ich finde die Idee des „Autofastens“ gut. Denn in zahlreichen Städten liegt die gesundheitsschädliche Schadstoffbelastung in der Luft über dem Grenzwert und dagegen hilft vor allem weniger Auto fahren. „Autofasten“ sollte man aber nicht als Verzicht missverstehen. Wer mit Bus und Bahn fährt, kommt meiner Erfahrung nach entspannter zur Arbeit und braucht sich nicht durch den täglichen Stau quälen. Deshalb bleiben viele, die einmal umgestiegen sind, bei Bus und Bahn. Die regionalen Verkehrsunternehmen und die Deutsche Bahn sollten die „Autofaster“ daher während der Fastenzeit mit Sonderangeboten locken.
  2. Viele Bürger sagen: „Ohne Auto geht es gar nicht!“ und verweisen auf hohe Preise für Bus und Bahn. Berechtigte Einwände?
    Ich bezweifle, dass Bus und Bahn teurer sind als das eigene Auto. In einigen ländlichen Regionen gibt es allerdings kaum Alternativen zum eigenen Auto, da kann ich die Einwände verstehen. Hier brauchen wir eine Mobilitätsgarantie – wie in der Schweiz: ab einer bestimmten Einwohnerzahl muss ein Ort stündlich oder gar halbstündlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden sein. Solche Mindeststandards können wir durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und mit alternativen Angeboten, wie Ruftaxis oder Mitfahrzentralen, erreichen. Das Auto wird im ländlichen Raum auch dann eine Rolle spielen, aber nicht mehr die alleinige.
  3. Deutschland hat gut doppelt so viele Autos auf der Straße als Indien, aber weniger als ein Zehntel der Einwohner. Gibt es zu viele Autos hierzulande? Sehen Sie einen Trend weg von der deutschen Autofixiertheit?
    Hätte Indien die gleich Anzahl Autos pro Einwohner wie Deutschland stünden wir vermutlich vor einem weltweiten Klimakollaps. Hierzulande sehe ich aber in vielen Städten einen positiven Trend. Immer mehr Menschen sind mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs, fahren Fahrrad oder machen beim Carsharing mit. Die Politik kann diesen Trend unterstützen: mit dem Bau von neuen Radwegen oder der Erweiterung von Straßenbahnstrecken. Doch bei der Bundesregierung werden ÖPNV-Investitionen stiefmütterlich behandelt. Wir brauchen jetzt ein Zukunftsprogramm Nahverkehr mit jährlich einer Milliarde Euro die für Sanierung, den Aus- und Neubau von Straßenbahnen, U- und S-Bahnen.“

Stephan Kühn MdB, Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, Sprecher für Verkehrspolitik Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
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