In der konstituierenden Ratssitzung am 20. November wurde durch die Mehrheit der Fraktionen beschlossen, den bisherigen Ausschuss für Umwelt und Klima mit dem Straßen- und Verkehrsausschuss zusammenzuführen. Die Entscheidung soll Strukturen vereinfachen und Kosten sparen. Was auf den ersten Blick nach einer organisatorischen Verschlankung klingt, birgt in Wahrheit deutliche Nachteile – für die Ratsarbeit, aber vor allem für Leopoldshöhe selbst.
Fachwissen, das nicht einfach ersetzt werden kann
In den vergangenen Jahren hat sich im Ausschuss für Umwelt und Klima eine starke Expertise aufgebaut. Ratsmitglieder aus allen Fraktionen haben sich tief in Themen wie Bodenschutz, Artenvielfalt oder Klimaanpassung eingearbeitet. Dieses Wissen ist wertvoll – und es geht verloren, wenn der Ausschuss in einem größeren Gremium aufgeht. Ein Verkehrsausschuss muss sich zwangsläufig um viele andere Aufgaben kümmern, etwa Verkehrslenkung, Straßenplanung oder Sicherheit. Mindestens die Hälfte der bisherigen Fachpolitiker*innen könnte dort nicht mehr regelmäßig mitarbeiten. Doch gerade jetzt, wo Klimafolgen immer deutlicher werden, brauchen wir diese Kontinuität dringender denn je.
Klimawandel macht keine Pause
Auch in Leopoldshöhe spüren wir die Folgen des Klimawandels: lange Trockenperioden, Starkregenereignisse, Probleme beim Wasserhaushalt, zunehmender Stress für Flora und Fauna. Themen wie Biotopvernetzung, nachhaltiger Umgang mit Flächen oder Schutz unserer Böden sind komplex und lassen sich nicht „nebenbei“ im Rahmen eines Verkehrsausschusses behandeln. Verkehrspolitik ist wichtig – aber sie ist nicht der Ort, an dem die gesamte Umwelt- und Klimapolitik verschwinden darf.
Ein bezeichnendes Detail: Im neuen Ausschussnamen taucht das Wort „Klima“ gar nicht mehr auf. Das sendet ein klares Signal, welche Rolle diese Themen künftig spielen sollen – eine deutlich kleinere.
Neue Vorgaben verlangen mehr, nicht weniger Spezialisierung
Hinzu kommt: Die Anforderungen an Kommunen wachsen. EU, Bund und Länder geben immer mehr Richtlinien und Programme vor – von der kommunalen Wärmeplanung über Förderprogramme bis hin zu Artenschutzprüfungen und Klimaberichten. Das alles muss sorgfältig geprüft und beraten werden. Im Ehrenamt ist diese Arbeit ohnehin eine große Herausforderung. Ein eigenständiger Klima- und Umweltausschuss entlastet die Ratsmitglieder und sachkundigen Bürger*innen, schafft Raum für gründliche Vorbereitung und sorgt für besser abgesicherte Entscheidungen.
Klimafolgenanpassung wird teuer – wenn man sie nicht ernst nimmt
Fest steht: Auf Leopoldshöhe kommen durch die Klimafolgenanpassung Ausgaben zu. Hitzeschutz, Entwässerung, Starkregenvorsorge, Pflege von Grünflächen, Schutz von Wasserwegen – all das kostet Geld. Doch es wird sehr viel teurer, wenn wir erst handeln, wenn Schäden bereits eingetreten sind. Ein eigenständiger Ausschuss hilft dabei, rechtzeitig Weichen zu stellen, Risiken zu erkennen und kluge Investitionen zu planen. Wer heute glaubt, durch weniger Spezialisierung sparen zu können, wird morgen deutlich höhere Summen für Reparaturen, Gutachten oder nachträgliche Schutzmaßnahmen aufbringen müssen.
Ein eigener Ausschuss ist keine Luxusfrage – sondern Vorsorge
Wir sollten uns und den kommenden Generationen keinen Bärendienst erweisen, indem wir ausgerechnet den Ausschuss aufgeben, der sich mit unserer natürlichen Lebensgrundlage befasst. Umwelt- und Klimaschutz betrifft alle Bereiche des kommunalen Handelns – und braucht zugleich ein eigenes Forum, in dem langfristig gedacht, fundiert beraten und vorausschauend geplant werden kann.
Leopoldshöhe steht vor wichtigen Entscheidungen. Ein starker, eigenständiger Klima- und Umweltausschuss ist dafür kein Hindernis – sondern eine zentrale Voraussetzung.