Unfassbar! Resolution zum AKW Grohnde abgesetzt!

Unsere Resolution zur sofortiger Stilllegung des Atomkraftwerks Grohnde wurde im Rat mit der Mehrheit der von CDU und SPD von der Tagesordnung abgesetzt.
Ein politisches Armutszeugnis!
Während Heidrun Bode unseren Antrag begründete, wurde sie vom Bürgermeister unterbrochen: Für den Antrag sei der Rat der Gemeinde nicht zuständig, daher könne er nicht behandelt werden. Noch bevor Heidrun Bode erwidern konnte, erteilte der Bürgermeister Thomas Jahn von der SPD das Wort.

Er stellte u.a. den Geschäftsordnungsantrag, den Tagesordungpunkt abzusetzen. Unser Hinweis, dass die Zuständigkeit selbstverständlich gegeben sei, da die Leopoldshöher Bevölkerung bei einem Störfall unmittelbar betroffen sei und die Kommunalparlamente von Detmold, Vlotho und Barntrup ählich lautende Resolutionen bereits verabschiedet hätten, hatte keinen Erfolg. Ganz schlechter politischer Stil und ein eklatanter Mangel an Verantwortungsbewußtsein.

Unser Beschlussvorschlag am 23. März 2017:

Der Rat der Gemeinde Leopoldshöhe appelliert an das Niedersächsische Umweltministerium als zuständige Atomaufsichtsbehörde und an das Bundesumweltministerium als entsprechend  weisungsbefugte Behörde, die sofortige und unwiderrufliche Stilllegung des Atomkraftwerks Grohnde zu veranlassen.
Begründung:
Das Atomkraftwerk Grohnde ist mit aktuell 247 meldepflichtigen Ereignissen seit Betriebsbeginn eines der störanfälligsten in Deutschland. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren waren Anzahl und Ausmaß der aufgetretenen Defekte besorgniserregend groß. So erhöhten beispielsweise ein ausgefallener Generator, undichte Rohrverbindungen, eine beschädigte Nachkühlpumpe und Fremdkörper im Primärkreislauf das Risiko einer Atomkatastrophe unkalkulierbaren Ausmaßes.
Diese Ereignisse machen deutlich, dass in dieser Anlage, die seit mehr als dreißig Jahren überwiegend im Volllastbetrieb arbeitet, massive Alterungsprobleme vorliegen. Sie zeigen zugleich auch, dass der Betrieb an der oberen Leistungsgrenze immer mit unentdeckten Schäden verbunden sein kann, denn eine Reihe von Defekten wurden erst im Rahmen von Überprüfungen festgestellt. Der genaue Zeitpunkt ihres Entstehens ist dann oft nicht mehr nachweisbar. Ein kürzlich aufgetretener Störfall belegt sogar, dass ein folgenschwerer Wartungsfehler jahrelang unentdeckt bleiben konnte (siehe unten).
Ferner kann der Reaktor in Grohnde einem Anschlag durch Absturz eines modernen Großflugzeugs oder durch Beschuss nicht standhalten. Außerdem ist eine Lösung der sicheren Endlagerung des im Kernkraftwerk täglich entstehende Atommülls auch nach Jahrzehnten der Suche nicht in Sicht. Bis zu 50 Prozent des gesamten nuklearen Inventars könnten bei einem schweren Kernschmelzunfall innerhalb von zwei bis drei Stunden freigesetzt werden. Dies könnte nicht nur zur Folge haben, dass eine Evakuierung der Bevölkerung in der so genannten Mittelzone (20-km-Radius um die Anlage), die innerhalb von 24 Stunden nach Alarmierung abgeschlossen sein soll, nicht mehr erfolgreich umsetzbar wäre. Auch in viel größerer Entfernung könnten die zu erwartenden extremen Strahlenbelastungen ein rechtzeitiges Verlassen des betroffenen Gebietes unmöglich machen.

Der Rat der Gemeinde Leopoldshöhe teilt daher die berechtigten Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde vor einer atomaren Katastrophe und deren unkalkulierbaren Folgen. Die Menschen hier leben nur etwa 49 km Luftlinie vom Reaktor in Grohnde entfernt, dessen Betrieb nach Atomgesetz noch bis zum 31.12.2021 geplant ist.

Quelle: Grohne-Kampagne – http://www.grohnde-kampagne.de/home/
Montagefehler bei Nachkühlpumpe war Ursache für mehrwöchigen AKW-
Stillstand im Frühjahr!
(15.08.16/GS) Der Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags hatte am 8. August eine „Unterrichtung durch die Landesregierung über das Ergebnis der Revision im AKW Grohnde“ auf der Tagesordnung. Zu diesem Punkt wurde auch ein von der Regionalkonferenz an Umweltminister Wenzel gerichteter Fragenkatalog beantwortet.
[Update 12.09.16/GS] Die offizielle Niederschrift zu diesem Tagesordnungspunkt kann an dieser Stelle
nachgelesen werden. Die 10 Fragen der Regionalkonferenz werden ab Seite 21 der Niederschrift beantwortet. Die Nachfragen der Abgeordneten nebst Antworten finden sich ab Seite 22 der Niederschrift.
Vieles war bereits in den Wochen vorher bekannt worden, z.B. dass sich Teile einer defekten Nachkühlpumpe im hoch radioaktiven Primärkühlkreis verteilt hatten (wir berichteten am 29.5.16). Es gab jedoch auch brisante Neuigkeiten über die Ursache der Havarie zu berichten: Eine Laufradmutter an einer der vier Nachkühlpumpen hatte sich gelöst, weil (a) die Laufradmutter mit dem falschen Drehmoment angezogen worden war und (b) ein Sicherungsblech an der Mutter nicht vorschriftsmäßig fixiert worden war. Dies führte zu Schädigungen von verschiedenen Pumpenkomponenten mit Materialabtrag. Den durchgeführten Untersuchungen zufolge hatte sich die Laufradmutter bereits am 15.4. gelöst; der beginnende Materialabtrag war aber erst vier Tage später am 19.4. festgestellt worden. Nach dem Wiederanfahren der Anlage am 18.4. hatten sich Metallteile mit einem Gesamtgewicht von ca. 20kg im Primärkühlkreislauf verteilt und mussten in einer aufwändigen Reinigungsaktion in den folgenden Wochen wieder herausgefiltert werden.
Dazu mussten unter anderem alle 193 Brennelemente des Reaktorkerns entladen und visuell auf Schäden untersucht werden. Außerdem mussten alle vier 19 Meter hohen Dampferzeuger mit insgesamt 16.000 Heizrohren überprüft werden. Es galt dabei eine Gesamtfläche von über 18.000 qm zu inspizieren. Da die Wandstärke der Heizrohre nur 1,2 mm beträgt, lässt sich leicht vorstellen, welche Schäden kleine Metallstücke dort hätten anrichten können. Durch eine Leckage im Dampferzeuger wäre z.B. radioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf in den Sekundärkreislauf eingetreten und hätte den nicht-nuklearen Teil des Kraftwerks in der Maschinenhalle verseucht.
Besonders brisant ist die Tatsache, dass der Montagefehler am Pumpenlaufrad bereits seit der letzten
Inspektion der 4 Nachkühlpumpen im Jahr 2009 bestand, also 7 Jahre lang unentdeckt geblieben war!
Fazit: Eine einzige falsch montierte Laufradmutter führte zu einem mehrwöchigen Anlagenstillstand:
Insgesamt war das AKW von Anfang April bis Mitte Juni vom Netz. Da bei den jährlichen Revisionen bei weitem nicht alle Anlagenteile untersucht werden (können), kann sich so ein Vorfall jederzeit an anderer Stelle wiederholen!
Weitere Infos auch unter www.contratom.de/storfalle/