Warum sind wir nach wie vor gegen die geplante Umgehungsstraße für Asemissen?

ugstr_a Da liegt jetzt also ein Gutachten vor, wie gut und hilfreich eine neue Linienführung der L751 ist. In der Ost-Variante – die die Gutachter favorisieren – soll sie ein Stück östlich der Grester Straße von der B66 abzweigen, quer über die Ermgasser Felder führen, und vor Greste Dorf und Windwehetal nach Westen schwenken, um auf Höhe der Dahlhauser Mühle wieder auf die bisherige Trasse einzuschwenken. Super zur Anbindung für das neue „interkommunale“ Gewerbegebiet (Erweiterung des bisherigen Gewerbegebietes Greste) und vor allem als Ortsumgehung von Asemissen, finden die Gutachter, und mit ihnen SPD und CDU. Wirklich super? Wir GRÜNEN sind nach wie vor gegen diese Ortsumgehung! Und das aus guten Gründen.

 

Gut ausgebaute Straßen ziehen zusätzlichen Verkehr an!

Das wird auch aus den Zahlen des Gutachtens deutlich. Zum einen eher nebenher, aus den Verkehrsprognosen für die geprüfte „Nullvariante“ (Entwicklung ohne Umgehungsstraße):

Die Nullvariante geht davon aus, dass die B 66 auf jeden Fall bis 2025 vierspurig ausgebaut ist, und im weiteren Verlauf Ortsumgehung Helpup und Ortsumgehung Lage (mit der B239) realisiert sind, und das – so die Gutachter – bringt reichlich zusätzlichen Verkehr auf die B 66 – und auch auf die Hauptstraße als attraktiven „Zubringer“ zur B 66. „Bündelung“ heißt das auf Neu-Planer-Deutsch. Vor einigen Jahren nannte man das noch nicht ganz so verdeckt „Sogwirkung“, die Übersetzung musste und muss lauten: Mehr Verkehr.

Dabei müsste der Verkehr nach den Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung eigentlich weniger werden, denn gerade für Lippe geht man von einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung aus (8,1%). Stattdessen wird aber u.a. wegen des „Bündelungs“-Effektes die Zunahme des Verkehrs auch auf der Hauptstraße prognostiziert: Von heute etwa 11.000 Fahrzeugen pro Tag auf 13.000 in 2025.

Und dieser Effekt kommt auch ganz direkt in den Zahlen für die L751 in der neuen Variante zum Ausdruck: Kommt die Umgehung, so sollen darauf bis in Höhe des Gewerbegebietes Greste im Jahr 2025 14.000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sein. Und das stellt noch nicht einmal die Gesamtbelastung von Asemissen dar! Denn der Verkehr, der bisher die Hauptstraße nutzt, ist deshalb ja nicht plötzlich auf Null reduziert. Und das ist das andere Problem:

Zwei Drittel des Verkehrs in der Hauptstraße wird dort bleiben, auch mit Umgehungsstraße!

Denn es sind eben viele Asemisser, Bechterdisser und sonstige Leopoldshöher, die die Hauptstraße bisher benutzen – und weiter benutzen werden, ganz gleich, ob es eine Umgehungsstraße gibt oder nicht. Ziel- /Quellverkehr heißt das bei den Planern.

6.000 bis 8.000 Fahrzeuge werden 2025 auf der Hauptstraße unterwegs sein, auch wenn es die Umgehungsstraße gibt, sagt das Gutachten. Das sind bis zu 73% der aktuellen Verkehrsstärke! Und selbst wenn man konservativ mit dem Mittel = 7.000 Fahrzeugen rechnet, verbleiben mit 64% noch fast zwei Drittel der heutigen Verkehrmenge weiterhin im Ort, auf der Hauptstraße.

Für ein Viertel bis ein Drittel weniger Verkehr auf der Hauptstraße bekommt Asemissen im Osten aber durch die Umgehungsstraße den Lärm und Gestank von 14.000 Fahrzeugen dazu!

Ganz besonders betroffen werden neben den Grestern die Asemisser Ortsteile sein, die zwischen Bahn / Hauptstraße und B 66 liegen, denn die bekommen den Lärm von zwei Seiten ab: Erst von der B 66 im Süden (für 2025 werden dort 33.500 Fahrzeuge pro Tag prognostiziert; heute sind es 16.000), und dann von den gleichen Fahrzeugen von der Ortsumgehung im Osten.

Wohin dann zur Erholung?

gepleohelp Holzkamp und Viehstraße, Ermgasser Wald, Greste Dorf, das Windwehetal, der Patt hinter dem alten Klärwerk – all dies hat keinen Naherholungswert mehr, wenn die neue Umgehungsstraße in großem Bogen das Gebiet zerschneidet. Auch wenn die Straße jetzt wohl vor dem Windwehetal nach Westen schwenken soll. Vor der Zerstörung des Naturraumes Windwehetales selbst zwar die Planer anscheinend zurück – zum Glück, denn dies ist neben dem Heipker See einer der schützeswertesten Bereiche von ganz Leopoldshöhe.

Die Verwaltung würde die Straße sogar lieber noch näher an Asemissen und Greste heranrücken (siehe Vorlage 69/2010). Die Konsequenz ist dann aber, dass die östlichen Siedlungsbereiche (Im Holzkamp, Grester Straße, Grabbestraße …) noch mehr durch Lärm und Abgase belastet werden.

Dass neben erholungssuchenden Menschen auch die Pflanzen- und Tierwelt von einer solchen völlig neuen Trasse auf bisher unbebauter, im Gebietsentwicklungsplan ausdrücklich als „Regionaler Grünzug“ ausgewiesener Fläche stark betroffen sind, liegt auf der Hand.

Und wenn die ganzen Prognosen nicht stimmen?

Wie sich der Verkehr zukünftig entwickelt, angesichts von sinkenden Bevölkerungszahlen und steigenden Treibstoffpreisen, kann keiner wirklich sagen. In den letzten Jahrzehnten haben die Planer mit ihren Prognosen jedenfalls immer gründlich daneben gelegen. Die Schätzungen lagen höher als die tatsächlichen Messungen. Auch auf der Hauptstraße: Nach der letzten Verkehrszählung 2005 betrug der Rückgang auf der Hauptstraße gegenüber dem Jahr 2000 immerhin 18 Prozent.

 

Fakt ist dennoch: Die Anwohner der Hauptstraße sind durch den Verkehr einer großen Belastung ausgesetzt. Jetzt schon. Deshalb wollen wir Grünen ja auch, dass endlich Maßnahmen ergriffen werden, um die Verkehrssituation zu verbessern:

  • Es muss erstens gelingen, den Verkehr, der nicht hierhin gehört und bspw. nur den bequemsten Weg zwischen zwei Autobahnen sucht, draußen zu halten.

  • Zweitens muss die Fließgeschwindigkeit verlangsamt werden. Das verhilft nicht nur denen zu mehr Sicherheit auf der Hauptstraße, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, sondern würde auch zu einer gleichmäßigeren und damit weniger geräuschvollen Fahrweise führen.
    „Shared Space“ – ein Modell, nach dem sich alle Verkehrsteilnehmer den Raum Straße gleichberechtigt teilen – ist möglicherweise ein Ansatz dazu.
    Und ja, auch Bäume entlang der Hauptstraße gehören dazu, denn eine städtebauliche Gestaltung kann auch bewirken, dass langsamer gefahren wird.

  • Und drittens sollte durch ein attraktives Angebot noch mehr Verkehr in die Busse und auf die Schiene verlagert werden. Diese Maßnahmen müssen jetzt überlegt und umgesetzt werden! 

 

Wer das verzögert und boykottiert, der setzt sich dem Verdacht aus, die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner der Hauptstraße missachten zu wollen, nur damit die Umgehungsstraße vielleicht ein bisschen früher kommt.

In den nächsten 10 bis 15 Jahren wird sich aber ohnehin noch nichts tun! Das Land hat dringlichere Projekte auf der Liste, die zuerst abzuarbeiten sind. Soll noch eine weitere Generation von Hauptstraßen-Anwohnern ohne Verbesserungen leben?

Aus all diesen Gründen bleiben wir nach wie vor bei unserem NEIN zur Umgehungsstraße!

 

Übrigens nutzt das Gutachten die im Gebietsentwicklungsplan ausgewiesene Option einer erheblichen westlichen Erweiterung des Gewerbegebiets Greste/Helpup als hübschen Grund, die Umgehungsstraße noch wichtiger und sinnvoller erscheinen zu lassen. Aber braucht Leopoldshöhe wirklich noch ein weiteres, neues Gewerbegebiet?


Wenn Sie selbst einen Blick in das Verkehrsgutachten werfen wollen: Es ist im Ratsinformationssystem der Gemeinde Leopoldshöhe abrufbar (dort nach Drucksache "69/2010" suchen).

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